Ming-Perlen

Ich muss dir vorher was erzählen

Über die Ming-Perlen hatte ich bereits zwei Blog-Artikel geschrieben. Ich hatte mich spontan in diese Perlen verliebt, wusste aber nicht sehr viel darüber. Damals ging es mir lediglich darum, über diese Perlen-Wunder-Wesen zu berichten. Darüber, wie ich mich schock-verliebt hatte, als ich sie das erste Mal sah.

Diese beiden Artikel waren also im Netz und wurden offenbar gelesen. Sie waren mehr Liebesgeschichte als alles andere, denn wirklich fundiertes Wissen hatte ich nicht über Ming-Perlen. Ich hatte nie zuvor von ihnen gehört oder gelesen, geschweige denn eine gesehen. Bis zu dem Tag, an dem sie mir bei meinen Perlenhändlerinnen das erste Mal begegnet sind.

Einer der ersten Stränge Ming-Perlen, die ich gesehen habe. Diesen Glanz hatte ich bei Süsswasser-Zuchtperlen nie zuvor gesehen. Ich war auf der Stelle verliebt.

Es war um mich geschehen und das ist es bis heute: Ich liebe Ming-Perlen.

Du wirst mir natürlich mit Recht sagen, dass ich alle Perlen liebe. Ja, das stimmt. Aber kennst du dieses kleine Quäntchen mehr, dieser Mini-Funke, dieser eine Atemzug, der besonders ist und der den Unterschied macht?

Genau so ist das mit mir und den Ming-Perlen. Lassen mich Perlen strahlen und in Freude ausbrechen, gelingt es den Ming-Perlen, mich ein klein wenig atemloser zu machen und den Dimmer meiner Strahlkraft bis zum oberen Anschlag zu drehen. Sie verdrehen mir den Kopf.

Echt jetzt, ich schwärme schon wieder in den höchsten Tönen, anstatt zum Punkt zu kommen. Aber den Punkt verliert jeder, wenn er verliebt ist. Oder? Also bitte, na klar ist das so. Ok, ich komme zum Punkt.

Ich wäre fast vom Stuhl gekippt, echt

Ich sitze frühmorgens munter am Computer und lade Fotos hoch, als ein Fenster aufleuchtet «neue E-Mail-Nachricht». Ich öffne die Mail und bin froh, dass ich sitze. Da steht wortwörtlich:

„Du hast eine Nachricht erhalten von Professor Dr. Henry A. Hänni“.

In mir war ungläubiges Schweigen. Es schweigt selten in mir. Das will was heissen, wenn es tatsächlich total stumm ist.

Natürlich kenne ich diesen Namen, natürlich weiss ich, dass Professor Hänni Wissenschaftler ist, natürlich weiss ich, dass er eine Kapazität auf dem Gebiet der Perlenzucht ist.

Warum um alles in der Welt schreibt er MIR eine E-Mail?

Und dann lese ich, dass er mir deshalb schreibt, damit ich in Bezug auf die Ming-Perle nicht mehr so im Dunklen tappe und er mir gerne seine Originalpublikationen über die Ming-Perle zur Verfügung stellt.

Jetzt bin ich erst recht froh zu sitzen! Das ist vollkommen unmöglich. Professor Hänni schreibt mir und bietet mir seine Publikationen an????? Wie bitte????


Wenn das kein Fake ist und sich jemand ganz fies Zugang zu meinem Computer, meinem Innenleben, meiner Liebe, meiner Seele verschafft hat, dann ist das sensationell. Was ist die Steigerung von fassungslos? Keine Ahnung, aber es muss eine geben, denn ich befand mich gerade inmitten dieses Zustandes.

Soll ich das einfach löschen? So tun, als wäre nichts und hoffen, dass das nicht wirklich Hacker waren? Na ja, die Mail habe ich ja schon aufgemacht. Wenn das Hacker gewesen wären: Damit hätten sie mich gekriegt.

Das kennst du bestimmt. 1000 Gedanken in einer Sekunde.   

Ich lösche gar nichts.

Ich antworte sofort. Wirres Zeugs. Ich bin ungläubig nervös.

Der Professor sieht es mir nach und schickt mir seine Publikationen. Nicht nur schriftliche Abhandlungen. Stell dir vor, da sind auch Fotos dabei. Ja, FOTOS!

Du siehst oben zwei der Fotos, die mir Professor Dr. H.A. Hänni zur Verfügung gestellt hat. Siehst du, wie die Perlen glänzen? Verheissungsvoll verlockend und blendend schön. Du kannst dich tatsächlich in ihnen spiegeln.

An solche Fotos wäre ich im ganzen Leben nicht gekommen. Fotos von Röntgen-Aufnahmen von Ming-Perlen, Fotos von geöffneten Ming-Perlen, und Fotos von Ming-Perlen überhaupt.

Ich lese alles. Sofort. Mehrmals. Ich bin versunken wie in ein spannendes Buch und ich mag nicht aufhören, bin gefesselt und fasziniert. Und immer wieder denke ich: Das kann doch nicht wahr sein, dass ich all diese Informationen aus erster Hand bekomme. Die Tränen kommen mir, weil ich so viel Glück gar nicht glauben kann.

Ich bin so erstaunt und verblüfft über diese Grosszügigkeit, dass sich erst nach geraumer Zeit eine immense Dankbarkeit in mir ausbreitet.

Es kommt noch besser. Als ich schüchtern nachfrage, ob ich diese Informationen verwenden darf, bekomme ich ein klares und deutliches JA zur Antwort.

Dass ich heute in der Lage bin, ausführlich über Ming-Perlen zu berichten, verdanke ich Professor Dr. Henry A. Hänni.

Was auch immer zu dem glücklichen Umstand geführt hat, dass Sie meine Artikel gelesen haben, lieber Herr Professor, ich danke Ihnen von Herzen, dass Sie mir geschrieben haben. Und ich danke Ihnen für Ihre Grosszügigkeit mir Ihre wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung zu stellen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass meine Berichterstattung nicht wissenschaftlich ist. Mir geht es darum, über Perlen zu berichten, Perlen-Liebe unter die Leute zu bringen und zu begeistern. Mit Ihren Publikationen und Ihrer Erlaubnis, diese in meine Arbeit einfliessen zu lassen, gelingt es mir eine Brücke zu schlagen zwischen beidem: meiner Liebe und Begeisterung für Ming-Perlen und einem kleinen Teil des wissenschaftlichen Hintergrunds zu Ming-Perlen. D A N K E

Also ziehen wir los und entdecken die Ming-Perle – es wird spannend

Wie entsteht die Ming-Perle?

Sie ist eine Süsswasser-Zuchtperle mit Kern. In meinem Blog-Artikel über Süsswasser-Zuchtperlen hatte ich geschrieben, dass diese normalerweise ohne Kern gezüchtet werden. Dort hatte ich bereits angedeutet, dass es neuere Züchtungen mit Kern gibt. Eine davon ist die sagenhafte Ming-Perle.

Wie bei allen anderen Süsswasser-Zuchtperlen ist die Mutter-Auster der Ming-Perle die Hyriopsis cumingii / schlegeli.

Diese Auster wird von erfahrenen Fachleuten mit grösster Sorgfalt geöffnet. Nur gerade so weit, dass im nächsten Schritt ein Muschelkern und ein Gewebeteilchen (Epithel) direkt in die Gonade (das Geschlechtsteil) der Auster eingepflanzt werden können.

Das Epithel stammt von einer anderen Auster, einer sogenannten Spender-Auster. Über das Epithel wird das Erbgut der Spender-Auster in die Mutter-Auster weitergegeben. Je besser das Perlmutt der Spender-Auster, je besser ist auch das Erbgut, was in die Mutter-Auster weitergegeben wird. Und je besser die Qualität dieses Erbguts desto besser ist auch das Ergebnis, also die Perle.

Lüften wir das Geheimnis,

das der Muschelkern in sich trägt.

Ein Muschelkern ist eine Kugel, die aus Muschelschale besteht. Und eben dieser Kern birgt ein Geheimnis, was nur durch spezielle Röntgenaufnahmen zu erkennen ist.

Noch bevor er in die Auster verpflanzt wird, wird ein feines Loch in den Kern gebohrt. In dieses Bohrloch wird von beiden Seiten das Epithel (Gewebeteilchen) hineingedrückt. So präpariert wird der Kern in die Gonade der Auster implantiert.


Auf dem Foto unten siehst du eine Röntgenaufnahme von Ming-Perlen. Deutlich zu erkennen sind zwei Striche. Ein langer, der sich durch die ganze Perle zieht und ein kürzerer, der den längeren kreuzt.

Foto ©Professor Dr. H.A. Hänni

Eben dieser kürzere Strich ist der Bohrkanal, der durch den Muschelkern gebohrt wird und der das Epithel in sich trägt.

Später, wenn sich das kostbare Perlmutt gebildet hat und die Perle geerntet wurde, wird eine weitere Bohrung vorgenommen. Das ist der längere Bohrkanal, den du auf der Röntgenaufnahme siehst.  Er dient dazu, den Faden aufzunehmen, auf den später der Perlenstrang aufgezogen wird und durch den noch später der Knüpf-Faden geführt wird, der den Perlenstrang zu einem geknüpften Schmuckstück macht.

Hätten wir hier eine Röntgenaufnahme ohne den zweiten, den längeren Bohrkanal, der erst durch die fertig ausgebildete Perle gebohrt wird, würden wir nur den kürzeren Strich mit dem Epithel sehen.

Der Muschelkern hebt sich auf der linken Perle unten deutlich von der äusseren Perlmutt-Schicht ab.

Foto ©Professor Dr. H.A. Hänni

Die runde Form des Muschel-Kerns ist die Orientierung für das Wachstum des kostbaren Perlmutts. Schicht für Schicht schmiegt es sich an den Muschel-Kern und umschliesst ihn. Im besten Fall entsteht so eine perfekt runde Perle.

Noch ein paar Einzelheiten

  1. Welche Auster wird als Mutter verwendet?

    Es ist tatsächlich die gleiche Auster wie bei allen anderen Süsswasser-Perlen, die Hyriopsis cumingii / schlegeli.
    Es dauert drei volle Jahre, bis die Perle sich im Inneren der Auster entwickelt hat. Die Perlmutt-Schicht der Ming-Perle variiert zwischen zwei und fünf Millimetern.
  1. Warum stösst die Auster den Kern in diesem Fall nicht ab?

    Das bleibt wohlgehütetes Geheimnis der Züchter. Ich verstehe nur zu gut, dass das so ist, denn Forschung bedeutet, grossen Aufwand zu betreiben, viel Geld und Zeit zu investieren. Den Erfolg hiervon möchte man nicht gefährden, in dem Einzigartigkeiten preisgegeben werden und dann viele andere Züchter bequem auf diesen Zug aufspringen.
  1. Weshalb der Name Ming?

    Professor Hänni schrieb mir dazu, dass er 2011 die ersten grossen, pastellfarbenen chinesischen Zuchtperlen mit Kern von Johnny Chan, damals Präsident der Hongkong Pearl Association, gezeigt bekam. Die Frage nach der Bezeichnung dieser Perle im Handel beantwortete Johnny Chan mit „Zuchtperle“.
    Professor Hänni war natürlich klar, dass einfach nur Zuchtperle sich in nichts von anderen Süsswasser-Zuchtperlen unterscheidet und der Besonderheit dieser Perle keinesfalls gerecht würde. So hat er Johnny Chan nach dem Vornamen seiner Frau gefragt. Dieser ist Ming. Voilà, da war er, der Name dieser neuen Züchtung: Ming-Perle.

Mit 15 bis 25 mm Durchmesser ist die Ming-Perle eine Riesin. Ihr Lüster (Glanz) steht dem der Akoya-Perle in nichts nach.

Es ist bereits gelungen, kleine Ming-Perlen zu züchten. Darüber werde ich in einem separaten Blog-Artikel berichten.

Die Ming-Perle zählt zu den grössten Errungenschaften der Forschung auf dem Gebiet der Perlenzucht der letzten Jahre.

Die Ming-Perlen haben mein Herz besiedelt. Da sind sie und da bleiben sie und ich fühle mich damit sehr wohl.

Wenn dich die Neugier oder die Lust gepackt hat, dich näher mit Perlen zu beschäftigen, melde dich zu einem Perlenknüpf-Kurs bei mir an. Ich verspreche dir, dass du auch Ming-Perlen sehen wirst. Du kannst sie anfassen, sie fühlen und ihre Schönheit bewundern. Anmelden kannst du dich hier.

Eines musst du allerdings wissen: Sie lassen einem nicht mehr los.

Ganz egal, ob du ein Schmuckstück aus Ming-Perlen oder anderen Perlen knüpfst: Ich freue mich auf jeden Fall auf dich.   

Wenn du möchtest, kannst du mir gerne einen Kommentar hinterlassen. Vielleicht bist du auch schon einmal wortlos vor deinem Laptop gesessen und hast eine schöne Überraschung erlebt. Vielleicht interessiert es dich, über eine ganz bestimmte Perle mehr zu erfahren. Lass es mich wissen und ich haue in die Tasten.

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Wir sehen uns,

herzliche Grüsse
Christine


Weitere Blog-Artikel über Perlen:
Wie alles begann und wie ich beleidigt aus einem Juwelier-Geschäft gerauscht bin.
Süsswasser-Zuchtperlen
Reinigung und Pflege von Perlen


2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Elke Olbrich
    15. Februar 2024 17:52

    Sehr schöner Bericht. Vielen Dank. Aber Muschelkernperlen gibt es doch schon laange. So ist der Unterschied?

    Antworten
    • Liebe Elke, Dankeschön für deinen Kommentar und das Kompliment.
      Muschelkernperlen sind perlen, die einen Kern aus einer Muschel haben. Die Aussenschicht besteht hingegen aus Kunststoff. Diese Perlen sind künstlich und eine Perle sieht wie die andere aus. Es gibt keine Wachstumsspuren, da die äussere Schicht, wie schon gesagt, nicht natürlich gewachsen, sondern aus Kunststoff hinzugefügt wurde.
      Möglicherweise meinst du aber echte Perlen mit Kern.
      Das sind Perlen, die im Salzwasser wachsen, wie z.B. die Tahiti-Perlen oder die Südsee-Perlen. Der Unterschied zu den Ming-Perlen ist, dass diese im Süsswasser gezüchtet werden. Vor den Ming-Perlen gab es nur Süsswasser-Zuchtperlen ohne Kern. Die Mings haben einen Kern und eine äussere natürlich gewachsene Perlmutt-Schicht. Die Ming-Perlen sind erschwinglicher als Tahiti- oder Süssasser-Perlen.
      Ich hoffe, dass ich deine Frage beantworten konnte.
      Herzliche Grüsse, Christine

      Antworten

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